Ich bin Abonnent von Seth Godins Blog. Seine Beobachtungen und Gedanken zum Thema Marketing und Unternehmensführung finde ich häufig sehr inspirierend. Seine Veröffentlichung vom 9.3.14 hat mir gefallen. Hier der Versuch einer Übersetzung:
„Einige Gesetze, die selten gebrochen werden:
Wenn eine Firma Erfolg hat, wächst sie. Wenn sie größer wird, wird dadurch im Durchschnitt die Leidenschaft und Initiative innerhalb dieser Einrichtung geringer. (Je mehr Mitarbeiter sie hat, desto stärker nähert sie sich dem Durchschnitt an. Und dies ist nur ein anderes Wort für Mittelmäßigkeit.)
Mehr Mitarbeiter heißt auch: Mehr formale Kommunikation und einfache Anweisungen, damit eine möglichst gleichartige Ausführung sichergestellt ist. Es wird immer schwieriger zum einzelnen zu sagen „entscheide nach bestem Wissen und Gewissen“. Man kann sich einfach nicht mehr darauf verlassen, was dabei heraus kommt.
Größer heißt: Mehr Bürokratie, mehr Verwaltung und ein Drang nach Gleichschaltung – und damit weniger Möglichkeiten, Neues auszuprobieren.
Erfolg bringt die Angst mit sich, nicht mehr erfolgreich zu sein. Und wenn man mehr zu verlieren hat, wird der Druck, es nicht zu verlieren immer größer.
Wenn man die bisherigen Punkte zusammenbringt, sieht man: Mit dem Vorankommen eines Unternehmens bringt es jede Entscheidung näher heran an die Fähigkeit zur Durchführung, an Verlässlichkeit, Risikovermeidung und Sicherheit.
Und – am schlimmsten von allem – wie bei der „Stillen Post“ gibt es Übertragungsfehler, Fehler bei der Interpretation von Anweisungen und „Hintergrundrauschen“. Und diese Abweichungen machen Dinge nicht besser; sie führen zu weiteren Fehlern.
Auch wirklich gute Leute, Menschen mit den besten Absichten, verkümmern in Firmen, die immer mittelmäßiger werden, bei denen Zufallsfehler Sand ins Getriebe streuen und bei denen das Zusammenspiel einfach nicht funktioniert, Chancen vertan werden.
Aber das kann geheilt werden. Zumindest kann man dagegen angehen. Aber es ist ein nie endender Kampf um Großartigkeit.
Großartigkeit kann keine Firmenpolitik, keine Strategie sein. Und man kann sie nicht an Bürokraten delegieren. Aber sie kann etwas sein, an dem Menschen arbeiten können. Sie erzeugt Unruhe. Und manchmal kann man sie erreichen. Man kann sich ihr verpflichten, aber sie ereignet sich nicht.
Es ist nicht einfach sie zu erreichen. Und deshalb gibt es sie selten. Aber es lohnt sich, sie anzustreben.“
Besonders spannend finde ich daran, dass Unternehmen eines anstreben: Die Fähigkeit zur Durchführung, Verlässlichkeit, Risikovermeidung und Sicherheit. Und genau ist das, was Innovation und Weiterentwicklung erschwert, wenn nicht gar verhindert.
Jedoch lebt jedes Unternehmen von der Weiterentwicklung und Innovation. Nur so bleibt es marktfähig, kann sich gegen den Wettbewerb behaupten.
Design Thinking hat hier seine große Chance. Es kann umgehen mit Unsicherheit, offenen Enden, Risiko und unklarem Ausgang. Und es ist inzwischen soweit etabliert, in großen Firmen salonfähig, dass durchaus die Möglichkeit besteht, dass es in Unternehmen eingesetzt wird und so die Kluft zwischen diesen beiden Positionen überwindet.
Wir werden sehen, ob es noch stärker Einzug hält. Ich bin gespannt.
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