Wieder einmal geistert ein neuer Begriff durch die Welt: Mobile Learning oder mLearning. In Wikipedia findet man bereits einen Eintrag dazu. Und verschiedene Bildungs-Zeitschriften greifen das Thema auf. Was ist damit gemeint?
Ausnahmsweise ist die Bezeichnung tatsächlich einmal beinahe selbsterklärend. Es geht um mobiles Lernen, Lernen unterwegs. Nachdem SmartPhones inzwischen unsere ständigen Begleiter sind, musste früher oder später jemand auf die Idee kommen, sie auch für das Lernen einzusetzen.
Und die Lernform mittels unserer kleinen, ständigen Begleiter hat durchaus ihre Vorteile. Mit mLearning ist Lernen nicht immer auf einen fest vorgegebenen Rahmen begrenzt. Wenn das Smartphone der Lernpartner ist, kann man auch kleine Pausen zum Lernen nutzen. Warum in dieser Zeit nicht etwas Sinnvolleres tun und lernen? Bisher werden kleine Pausen eher dazu genutzt, Facebook zu checken oder zu twittern.
Beim Mobile Learning kann der Lernende selbst entscheiden, ob er gerade Lust zum Lernen hat. Und Lust als Motivator ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für das Gelingen von Lernen. Wenn jemand mit einem mobilen Gerät in einer Pause lernt, will er lernen. Also beste Voraussetzungen für einen Lernerfolg.
Kleine Häppchen entsprechen der Aufnahmekapazität
Es geht nicht darum, eine halbe Stunde oder mehr konzentriert zu lernen, sondern um eine kurze Sequenz. Dadurch können allerdings keine großen Themen oder komplexe Zusammenhänge gelernt werden, sondern nur kurze Definitionen, einzelne Wörter oder Wiederholungen von Bekanntem.
Dies entspricht der begrenzten Aufnahmekapazität in diesem Augenblick. Man darf nicht vergessen: Der Lernende befindet sich gerade irgendwo; in der Straßenbahn, am Getränkeautomaten, im Café. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich in einer geeigneten Lernumgebung befindet, ist sehr gering. Andererseits kann gerade das dazu führen, dass Inhalte gut verankert werden, da sie mit ungewöhnlichen Reizen verbunden werden.
Ein weiterer Vorteil dieser Lernform liegt in der potentiellen Häufigkeit. Die Häppchen sind klein, aber sie können häufig, vielleicht sogar relativ regelmäßig „dargereicht“ werden. Auch das befördert wieder das Lernen. „Lieber jeden Tag fünf Minuten, als einmal in der Woche eine Stunde.“ ist eine alte Binsenweisheit, an der durchaus etwas dran ist.
Die Möglichkeiten sind schier grenzenlos
Dank der sich rasant entwickelnden Technik sind auch die medialen Möglichkeiten von Mobile Learning schier grenzenlos. Die Darstellung beschränkt sich bei Weitem nicht auf Text. Die Inhalte können grafisch ansprechend aufbereitet sein, Bilder, Sounds, Videos beinhalten. Sie können nicht-linear interaktiv sein und Feedback fordern. Und sie können sich auch auf Wunsch selbst in Erinnerung bringen, wenn vorher definierte Bedingungen zutreffen. Das Datum könnte eine solche Bedingung sein, oder die Uhrzeit, ein bestimmtes Geräusch, Aufenthaltsort oder die Lage des Geräts.
Aber wie alles, hat auch mLearning seine Nachteile. Das Lernen dürfte in der Regel ungezielt von statten gehen. Und, wie oben dargestellt, eignen sich nur wenige Inhalte für diese Lernform. Aber es soll ja auch nur eine zusätzliche Möglichkeit sein, die das eigentliche Lernen ergänzen kann. Und wenn diese Ergänzung Spaß macht, färbt ja vielleicht auch der Spaß auf das „eigentliche Lernen“ ab. Immerhin nutzt es Gewohnheiten, die dem normalen Lernen abgeht.
Allerdings dürfte es derzeit noch schwierig sein, in der Praxis zu beobachten, ob Mobile Learning nun funktioniert, oder nicht. Denn das Angebot ist derzeit noch sehr dünn. Von vielen gehypet, halten sich Softwarehersteller noch sehr zurück. Auf der Learntec 2013 konnte ich gerade mal einen Anbieter ausfindig machen, der eine sinnvolle Lösung im Angebot hat: Ein Plugin für MOODLE, welches dezidierte Inhalte so aufbereitet, dass eine Smartphone-App diese verarbeiten kann.
Eine solche Lösung ist sicher praktikabel. Ob dies allerdings funktionieren wird, da Inhalte nicht speziell für das mobile Lernen erstellt, sondern lediglich konvertiert werden, bleibt abzuwarten. Soll es individueller sein, wird die Produktion sehr aufwändig.
Buhlen um unsere Aufmerksamkeit
Über technische und ökonomische Probleme hinaus gibt es ein weiteres: Sollen neben Werbung und sozialen Medien jetzt auch noch das Lernen und unsere Aufmerksamkeit buhlen? Soll es gar keine Leerlaufzeiten mehr für unser Hirn geben? Nun gut. Wenn es schon so sein soll, ist es sicher sinnvoll, wenigstens zu lernen, statt Facebook und Twitter mit Statusmeldungen zu füttern.
Lasst es uns ausprobieren! Alles, was zum Lernen motivieren kann, ist gefragt!
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