10. April 2013, Würzburg: – Auftaktveranstaltung der Akademie für Weiterbildung.
Die Julius-Maximilian-Universität Würzburg bietet schon seit einigen Jahren verschiedene Weiterbildungen an. Jetzt ruft sie die „Akademie für Weiterbildung“ aus der Taufe, um die Angebote zu bündeln und koordiniert auszubauen. Am Mittwoch, 10.4., wurde die Akademie der Öffentlichkeit vorgestellt.
Auch wenn das Ganze offiziell unter „Akademische Weiterbildung“ läuft, möchte die Uni Würzburg auch Angebote für Nichtakademiker schaffen.
Der Kanzler der Uni, Dr. Uwe Klug, begrüßte die Gäste. Danach sprachen Dieter Pfister, Präsident der IHK Würzburg-Schweinfurt, Prof. Dr. Andrea Szczesny, Vizepräsidentin der Universität und Dr. Michael Dörflein, Geschäftsführer der Akademie für Weiterbildung.
Pfister sprach vor allem über die wirtschaftliche Situation. Er betonte zwar die Krise, bezeichnete aber Mainfranken als eine Insel der Glückseligkeit, getragen vom Mittelstand, der nicht nur nach innen gerichtet ist, sondern auch stark international ausgerichtet sei.
Wie nicht anders zu erwarten thematisierte auch er den Fachkräftemangel. Um dieser Misere zu entgehen, versucht sich jetzt der Mittelstand an einer strategischen Personalentwicklung. Und hierzu gehört nun mal auch die berufliche Weiterbildung.
Er hob hervor, dass die IHK Würzburg-Schweinfurt in Sachen Weiterbildung ein starker Partner der Wirtschaft sei. Es gibt mehr als 200 verschiedene berufliche Weiterbildungsangebote, Lehrgänge, Seminare, Kurse.
Der Bedarf an Weiterbildung steigt. Auch an akademischer Weiterbildung. Auch stellte er fest, dass die Bereitschaft sich weiterzubilden höher ist, je höher der bisherige Abschluss ist. Dass Weiterbildung berufsbegleitend angeboten wird, sei immer wichtiger. Dies ist bei der IHK bereits der Fall.
Pfister betonte, dass die Verschränkung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft weiter gestärkt und neue Lehrformen in den Fokus rücken müssen.
Er schloss damit, dass Deutschland und Mainfranken konjunkturell stabil seien, das internationale Umfeld aber nicht.
Prof. Dr. Andrea Szczesny sprach wenig über die allgemeine wirtschaftliche Situation, sondern fokussierte sich auf die berufliche Weiterbildung an sich. Sie begann mit ihrer Vita: erst eine Bankausbildung, dann Studium BWL, später Professorin und Vizepräsidentin der Uni. Also eine Frau, die sich weitergebildet hat.
Ihr Vortrag war dreigeteilt: Lebenslanges Lernen: Dürfen oder müssen? – Ökonomische Betrachtung beruflicher Weiterbildung – Akademische Weiterbildung
Lebenslanges Lernen. Längst ist es Alltag geworden. Während wir aber heute alle Möglichkeiten für ständiges Lernen haben und auch die Bereitschaft größer ist denn je, so besteht auf der anderen Seite auch eine Verpflichtung zum permanenten Lernen.
Wer sich dem entzieht, kann im beruflichen Umfeld nicht mehr überleben. So ist das lebenslange Lernen also einerseits eine Chance, andererseits auch eine Pflicht geworden. Einer ihrer Kollegen, Benikowski, betont, dass Lernen heutzutage zu stark an beruflicher Verwertbarkeit orientiert sei.
Im zweiten Teil ihres Vortrags behandelte Szczesny Konzepte beruflicher Weiterbildung und betrachtete diese vor allem unter ökonomischen Aspekten. So stellte sie die Saarbrücker Formel vor, die mathematisch den Wert von Mitarbeiter-Wissen abzubilden versucht. Ein interessanter Bestandteil der Formel ist der so genannte Abschmelzungsfaktor. Er beschreibt, dass Wissen der beruflichen Ausbildung im Laufe der Zeit immer stärker verschwindet und nur teilweise durch Praxiserfahrung ausgeglichen wird. Folge: Das Wissen wird weniger. Es kann nur durch Weiterbildung aufgefangen werden. Dass schwindendes Wissen auch ökonomische Auswirkungen hat, ist selbstverständlich.
Auch für denjenigen, der an Weiterbildung teilnimmt, hat sie ökonomische Auswirkungen. In der Regel steigt das Gehalt.
Frau Szczesny stellte einige Untersuchungsergebnisse vor. Das wahrscheinlich wichtigste: Externe formale Weiterbildung hat den größten Effekt. Sie liegt weit vor internen Maßnahmen, aber auch weit vor unkoordinierten Lernversuchen.
Im letzten Teil ging sie auf akademische Weiterbildung ein. Dies war sozusagen die Vorlage für den nächsten Redner. Die Lehrmethoden an der Uni haben sich geändert. Und die Uni habe einen besonders hohen Anspruch: „Der Wahrheit verpflichtet.“
Als letzter Redner des Abends sprach Dr. Michael Dörflein, der Geschäftsführer der Akademie für Weiterbildung. Weiterbildung sei heute anders als früher, sie sei interaktiver, behauptete Dörflein. Außerdem malte er ein eindrucksvolles Szenario: Um 1800 dauerte es ca. 100 Jahre bis sich das Wissen der Menschheit verdoppelte. 2000 verdoppelte es sich alle fünf Jahre. Inzwischen sind wir bei vier Jahren angekommen. Extrapoliert man die Werte, kann man von einer täglichen Wissensverdopplung im Jahr 2050 ausgehen. Und: alle drei bis vier Jahre ist die Hälfte unseres Wissens wieder veraltet. Schlussfolgerung: Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als permanent zu lernen.
Da der Weiterbildungsmarkt bereits voll ist, braucht die neue Akademie eine klare Positionierung. Diese sieht Dörflein im hohen Niveau und den starken Vernetzungsmöglichkeiten der verschiedenen Fakultäten der Universität. Auch zielt er auf hohe Praxisrelevanz ab.
Es gibt bereits einige Weiterbildungsangebote verschiedener Fakultäten der Universität Würzburg. Jedoch waren diese bisher nicht koordiniert. Dies soll sich mit der Akademie für Weiterbildung ändern. Konkrete neue Angebote gibt es bisher jedoch noch wenige.
Dörflein skizzierte jedoch Möglichkeiten. Er stellte erneut die Interdisziplinarität heraus, welche die Akademie mit der Universität im Hintergrund glaubhaft darstellen kann. Im Weiteren zeigte er die verschiedenen Unterrichtsmöglichkeiten und ihre jeweiligen Abschlüsse, angefangen von 3- bis 4-tägigen Workshops bis hin zu akademischen Graden im Zusammenspiel verschiedener Seminare.
Wichtig ist ihm der intensive Austausch zwischen Lehrendem und Lernendem und die Möglichkeit, die Weiterbildung berufsbegleitend zu organisieren. Hier setzt er auf Vorbereitung durch E-Medien und Präsenzphasen in Blöcken.
Insgesamt ergibt sich ein schlüssiges Bild. Die Akademie kann den regionalen Bildungsmarkt sicher bereichern.
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